Ab nach Bautzen II - Exkursionsbereicht Klasse 10
Am 14. August traf sich die 10. Klasse der EVOSH um 9 Uhr am August-Bebel-Platz, um dann gemeinsam mit Frau Steffens in die Haftanstalt Bautzen II (Gedenkstätte Bautzen) zu gehen.
Als wir dort ankamen, wurden wir von Frau Domschke freundlich begrüßt und erhielten eine Belehrung. Daraufhin wurden wir in einen „Kinoraum“ geführt und schauten einen 20minütigen Film, um einen Einblick in die Geschichte von Bautzen II zu bekommen. Nach dem Film wurden wir in die danebenliegende Garage der Häftlingstransporter gebracht, in der ein W50 und ein Barkas standen. Im Barkas, in den wir hineinsehen durften, war für 5 Häftlinge Platz. Jeder hatte eine eigene Zelle mit einem Hocker. Diese war jedoch so klein, dass sich der Sträfling nicht rühren konnte. Danach gingen wir durch die Schleuse in das Gebäude hinein und versammelten uns im Erdgeschoss des Treppenhauses. Dort mussten wir uns in Gruppen aufteilen und bekamen jeweils einen Karton mit verschiedenen Aufgabenstellungen, deren Ergebnisse wir später vor der Klasse vorstellen mussten.
Bevor wir mit den Aufgaben beginnen konnten, besichtigten wir im 2. Stock eine Ausstellung mit noch bestehenden Unterlagen aus der Zeit, in der das Gefängnis noch aktiv war. Von dort aus begannen wir die Bearbeitung der Aufgaben und Besichtigung des Gebäudes. In dem Karton war unter anderem noch ein Gebäudeplan und 8 Seiten mit Briefen und Tagebucheinträgen der Häftlinge. Zunächst lasen wir die Seiten und konnten aus diesen schon ein paar Antworten für unsere Fragen entnehmen. Im Keller war der Arbeitsraum, in dem die Häftlinge Metallarbeiten wie Drechseln ausführen mussten. Von dem Geld, welches sie für ihre Arbeit bekamen, wurde ein Teil nach Hause an die Familien geschickt, den Rest bekamen sie entweder bei der Entlassung wieder oder die Stasi behielt es für sich.
Daraufhin begaben wir uns nach draußen in das Freigangsgelände. Dieses war mit Stacheldraht umzäunt. Die Gefangenen konnten dort hauptsächlich nur laufen, aber auch Volleyball und Tischtennis spielen. Wir versammelten uns gleich darauf wieder im Treppenhaus, um mit den Vorträgen zu starten.
Das interessanteste war der „Tigerkäfig“ als auch der gelungene Ausbruch von Dieter Hötger. Die schlimmste Bestrafung bei Verstößen war die Arrestzelle, auch „Tigerkäfig“ genannt. Der Gefangene war dort von Post- und Besuchsempfang und allen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen. Die Schlafmöglichkeit wurde am Tag hochgeklappt und konnte nur von außen wieder heruntergeklappt werden. Der Betroffene durfte nicht still stehen, sondern musste sich wie ein Tiger im Käfig im Kreis bewegen. Die Zelle wurde durch eine Gittertür halbiert, die den Zugang zur Toilette verhindert. Dieter Hötgen wurde nach 17 km Fußmarsch geschnappt und in solch eine Zelle gesperrt. Die Flucht gelang ihm zuvor durch die oberflächliche Kontrolle der Wärter. Er hatte eine Arbeitszelle bekommen, die zugleich Außenmauer des Gebäudes war und sich im Erdgeschoss befand. Mit verschiedenen Werkzeugen, wie einem Hammer, Spachtel oder Schraubenzieher, kratzte er die Fugen der Steine auf und spülte den Staub und die Gesteinsteile die Toilette hinunter. Das größer werdende Loch versteckte er hinter einem Spind, der während aller Kontrollen nicht ein einziges Mal bewegt wurde.
Wir hatten an diesem Tag die Gelegenheit, Geschichte vor Ort zu erleben und so in die Inhalte des Unterrichts sowie das Unrecht der SED-Diktatur viel besser nachvollziehen zu können. Unser Dank gilt den Mitarbeitern der Gedenkstätte sowie Frau Steffens und Frau Mörbe, die diese Exkursion begleiteten.
Saskia H. u. Erich H.
- Klasse 10 -